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Projektbeispiel Produktionslogistik

Ein Hersteller von Dekorfolien verfügt über ein sehr breites Spektrum von Produkten, ca. 300 Artikeln, nicht eingerechnet die Abmessungs- und Verpackungsvarianten. Diese Artikel sollen zum großen Teil kurzfristig, als Lagerkollektion, lieferbar sein. Das Unternehmen möchte seine Produktionskosten senken, ohne die Lieferfähigkeit zu beeinträchtigen und die Kapitalbindung zu erhöhen.

Eine Analyse des Sortimentes und des Produktionsprogramms führte unter anderem zu folgenden Erkenntnissen: Die Hauptartikel werden mit vergleichsweise geringen Losgrößen und damit zu häufig gefertigt. Die hohe Zahl von C-Artikeln wird mit Mindestlosgrößen auf Lager gefertigt und führt damit zu relativ hohen Lagerbeständen. Ferner ergab eine genaue Untersuchung, dass die Rüstzeiten und –kosten der verschiedenen Produktionsstufen durchweg höher sind als die in den Kalkulationen berücksichtigten. Insbesondere für die Umrüstung der Druckmaschinen fallen jeweils beträchtliche Kosten an, die neben den Prozesszeiten aus unterschätzten Materialverlusten resultieren.

Die von der Beratung konzipierten Vorschläge waren funktionsübergreifend und bezogen neben der Produktion speziell auch den Vertrieb und die Logistik mit ein. Ein wichtiger Ansatzpunkt war die Durchlaufzeit im Vergleich zur Lieferzeit. Durch einige Maßnahmen, u.a. den unten beschriebenen Kapazitätsgewinn, war es möglich, die Durchlaufzeit soweit zu verkürzen, dass auch C-Artikel innerhalb der Gesamt-Lieferzeit neu produziert werden können. Damit entfällt die vorher notwendige Bevorratung, der Bestand kann auf Null gefahren, die Produkte prinzipiell als Make-to-Order-Artikel disponiert werden. Dies bringt eine wesentliche Lagerreduzierung und geringeres Risiko von Lagerhütern.

Eine weitere beträchtliche Verbesserung wurde durch die Splittung der Produktion erzielt. Bis dato wurden die jeweiligen Artikel in derselben Auftrags-/Losgröße über alle Produktionsstufen produziert. Durch eine Entkopplung, d.h. Fertigung des Zwischenproduktes Druckfolie in wesentlich höherer Losgröße und Endfertigung prinzipiell in kundenbezogener Losgröße, können in hohem Maße Rüstkosten und –zeiten eingespart werden. Was sich in der Theorie so einfach anhört, setzt in praxi die Überwindung etlicher Hürden voraus. Auf der Sachebene sind u.a. die technischen und räumlichen Voraussetzungen für ein größeres Lager der Zwischenprodukte zu prüfen, ein geänderter Ablauf in der Produktionsplanung zu etablieren und natürlich die Vorteilhaftigkeit der Lösung betriebswirtschaftlich nachzuweisen. Ebenso notwendig ist allerdings das Mitziehen der tangierten Mitarbeiter, die eine jahrzehntelange Praxis über Bord werfen sollen. In etlichen Teamsitzungen war daher erfolgreiche Überzeugungsarbeit zu leisten.  

Am Ende standen Einsparungen von jährlich etwa 0,5 Mio €, allein durch Reduzierung der Rüstzeiten, gerechnet nur auf Basis der variablen Kosten. Weitere Effekte waren gewonnene Produktionskapazität gerade bei den Engpasseinheiten, damit eine geringere Durchlaufzeit und kürzere Lieferzeit, sowie quasi als Abfallprodukt eine Reduzierung der Produkt- und Verpackungsvarianten.